Inselkirche entdecken

Leider kann nicht immer ein(e) MitarbeiterIn von uns in der Kirche anwesend sein, um unsere vielen Gäste willkommen zu heißen. Deshalb versuchen wir, die Inselkirche auch außerhalb der festgelegten Gottesdienstzeiten so zu gestalten, dass Besucher eine Umgebung vorfinden, die Ihnen ermöglicht, zur Ruhe zu kommen, nachzudenken, zu beten.

Die tägliche Bibel-Lesung liegt in zwei verschiedenen Übersetzungen in den vordern Bänken aufgeschlagen bereit. Verschiedene andere Bücher und Broschüren leiten zur Meditation an oder geben Informationen, um sich zurechtzufinden. Besonders unser neues Altarbild ist für viele Menschen einen Besuch der Inselkirche oder sogar eine Überfahrt nach Langeoog wert.

Das ungewöhnliche Kruzifix über der Kanzel zwingt den Betrachter, neu über den Zusammenhang übernommener Symbole und gegenwärtiger Leiderfahrung nachzudenken.

Außerdem bietet der Friedensleuchter Gelegenheit, eine Kerze anzuzünden und an Menschen zu denken, die einem wichtig sind.
 

Seit Juli 2007 gibt es einen neuen Kirchenführer.

Das Altarbild

Das Langeooger Altarbild ist eine Provokation, die sich allerdings dem flüchtigen Betrachter zunächst hinter der Harmonie der Farben und einem‚ passenden' Leitmotiv - einem Schiff - verbirgt. Das Bild ist das Ergebnis einer Ausschreibung unter 7 norddeutschen Künstlern. Formaler Anlass dazu war die Restaurierung der Inselkirche in den Jahren 1988/89, mit der die ursprüngliche neugotische Form von 1890 so weit wie möglich wieder hergestellt wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch der Retabelaltar in seiner früheren Gestalt nachgebildet.

Die Bauherren aus dem Kloster Loccum hatten das Retabel 1889 mit der Kopie eines italienischen Gemäldes aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert gefüllt, einer Darstellung des auferstandenen Christus von Giovanni Battista Cima, genannt Cima da Conegliano (das Original hängt im Dresdener Zwinger). Im Zuge der Restaurierung entschied sich der Kirchenvorstand hundert Jahre später, an dieser Stelle ein zeitgemäßes Signal zu setzen.

Die Ausschreibung setzte den Rahmen bewusst weit und nannte als Kriterien lediglich den Ort des Bildes und sein architektonisches und farbliches Ensemble. Dies erbrachte elf Entwürfe, die nahezu alle Stilrichtungen der Gegenwart spiegelten, von der naiven bis zur gegenstandslosen Malerei. Eine Kommission aus drei Fachleuten und zwei Mitgliedern des Kirchenvorstandes wählte daraus nach langen und intensiven Gesprächen einstimmig den Entwurf von Hermann Buß aus.
Jürgen Schipper, Pastor und langjähriger Freund von Hermann Buß, beschreibt das Bild so:

"Eine norddeutsche Ansicht. Unter hohem Himmel ein Schiff wie die Fährschiffe, die zu den Ostfriesischen Inseln fahren. Davor Menschen, neben sich Reisetaschen. Die Fläche, die sich dunkelgrün über die Bildgrenze hinaus nach vorne zieht, erinnert an ein Schiffsdeck, mit Schweißnähten. Im Vordergrund Tisch und Stühle. Der Tisch blendend weiß, die Stühle schräg und quer dazu, weg geschoben beim Aufstehen, Kleidungsstücke hängen noch über der Lehne, und am rechten Rand ragen zwei Arme mit roten Jackenärmeln ins Bild.
Die Ansicht wirkt nicht gefällig, dient nicht den Interessen einer Tourismusbranche. Das Schiff, schmutzigweiß auf das Deck geschoben , liegt da wie gestrandet. Seine sichtbar angefressene Außenhaut zeigt den Verfall. Für die Menschen scheint es nicht mehr nutzbar. Sie stehen am Rand der Fläche, ohne Bewegung. Lauter Einzelne, meiden sie Kontakt und Gespräch. Dem Betrachter kehren sie überwiegend den Rücken zu. Reglos bilden sie für unser Auge Objekte."

Das Bild ermöglicht keine unmittelbare Assoziation zu biblischen Motiven. An dieser Tatsache macht sich die vielfältige Kritik vor allem aus konservativen kirchlichen Kreisen fest. Auf Grund ihrer oft unbewussten Vorentscheidung, dass biblische Bilder "etwas Tröstliches" haben, beurteilen sie das Bild von Buß als "leer" und "trostlos", bestenfalls als Beschreibung der real existierenden Kirche in Deutschland.

Andere Betrachter, offenkundig eher aus dem kirchenkritischen Lager, empfinden das Bild als "befreiend", "anregend", "zum Nachdenken einladend". Tatsächlich zwingt das Bild den Betrachter, auf rasche Identifikationen nach dem Motto "Können Sie mir wohl in zwei Sätzen erklären, was das Bild darstellt?" zu verzichten, bedarf aber andererseits keiner kunstgeschichtlichen Vorkenntnisse, um die Einzelheiten wahrzunehmen.

Hermann Buß will nach eigenen Aussagen den Menschen von heute ernst nehmen, aber auch "die tiefe Symbolik der Altüberlieferten Symbolsprache der christlichen Ikonographie... Immer wieder imitiert, verkommt sie zur trivialen leeren Formel... übrig bleibt pure Dekoration. Meine Überlegung ist: (In unsern Kirchen braucht es Bilder, die) eine anschauliche Projektionsfläche für meine ‚Innenschau' darstellen. Ich wähle dafür eine auf der vordergründigen Ebene von allen lesbare Bildsprache. Ich hole die Menschen dort ab, wo sie sich auskennen".

„Das Altarbild hat mich auf eine – bis jetzt noch unerklärliche Art - angerührt. Das tut gut und gefällt mir an dieser Kirche besonders“, schrieb ein Besucher ins Gästebuch der Inselkirche Langeoog. Eine andere Gruppe hielt fest: „Das Altarbild hat uns sehr nachdenklich gemacht. Danke für den Mut.“

Viele ähnliche Äußerungen entsprangen der Auseinandersetzung mit einem Altarbild, das völlig aus dem Rahmen des Gewohnten fällt. Der Maler: Hermann Buß, Künstler und Lehrer, in Ostfriesland aufgewachsen und nach eigenen Worten von „zwei Obsessionen“ bewohnt, der Seefahrt und der Kunst. Der 49-jährige sieht sich in der Tradition des kritischen Realismus, der über die Darstellung des real Sichtbaren Erkenntnis und Erfahrungen vermitteln will.

Seine klaren und kühlen Bilder sprechen von Einsamkeit und von Versuchen, in der Masse Identität zu finden; von Kälte und von der Sehnsucht nach Geborgenheit. Die heimatliche Meeresküste, Schiffe und winterliche Landschaften der ostfriesischen Geest sind seine Motive.

Auch in den Bildern für die drei Altäre, die Buß zwischen 1990 und 1998 geschaffen hat, sucht man erkennbar christliche Motive zumindest auf den ersten Blick vergeblich. Man muß genau und lange hinsehen, sich mit den Kunstwerken auseinander setzen und sie im Zusammenklang mit dem jeweiligen Kirchenraum wirken lassen.

In der neugotischen Inselkirche von Langeoog ist das Mittelbild in den Altar hineinkomponiert: Der leere Tisch über dem Antependium mit Brot und Wein – verlassen oder einladend?

Auf dem Weg zur Fähre in Bensersiel lohnt es sich, nach Ardorf bei Wittmund abzubiegen, zum dreiflügeligen Altar von Buß in der romanischen Kirche. Ein Schiff – eine Arche? - in der Predella trägt das gesamte Werk und stellt in seinem Bezug auf das Mittelbild, den einsamen Wanderer auf einer winterlichen Straße, die Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen.

In der klassizistischen Kapelle von Warzen bei Alfeld hat Buß in seinem Altar die südniedersächsische Landschaft aufgenommen. In der Predella erinnert ein zersägter Baumstamm an die Schöpfung, treiben aus der Schnittfläche des Holzes junge Pflanzen.

Im Eine-Welt-Laden, in der Inselkirche und über das Kirchenbüro ist eine Bildkarte des Altarbildes erhältlich.

Zur Homepage von Hermann Buß

Der Friedensleuchter

Dieser Friedensleuchter wurde von Schmiedemeister Claus Walther (Dorfstr. 19, 04703 Polditz/ Sachsen) in Schmiedbronze werk- und fachgerecht gefertigt. Er ergänzt seit 1993 die Christusstatue von Fidelis Bentele (1978 von Werner Bührdel gestiftet) im Sinne des altchristlichen Gebetsrufs "Christ unser Licht!" Rund 300 Arbeitsstunden hat Meister Walther in Entwurf und Ausführung investiert. Die Vergabe des Auftrags nach Polditz erfolgte auf Grund einer in vier Jahrzehnten gewachsenen Partnerschaft zwischen Langeoog und dem kleinen sächsischen Dorf an der Mulde, das wie viele andere Gemeinden in der ehemaligen DDR erst schwer mit den Bedingungen des real existierenden Sozialismus in der DDR und dann mit den Folgen der "Wende" 1989/90 zu kämpfen hatte.

Die Grundidee des Leuchters geht auf den "protestantischen Urleuchter neuerer Art" (Landesbischof Horst Hirschler, Hannover) zurück, der seit der Weltkirchenkonferenz 1968 im Dom zu Uppsala steht. Der Langeooger Kirchenvorstand, bereits seit längerer Zeit um eine gastfreundliche und zur Besinnung einladende Inselkirche bemüht, griff diese Idee dankbar auf und entwickelte im Gespräch mit Claus Walther diesen Langeooger Friedensleuchter.

Das Kreuz über der Weltkugel korrespondiert mit dem Christuslicht im Innern und macht deutlich, woher Christen Licht und Wärme für ihr Leben und die ganze Schöpfung erwarten. "Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt" (Johannes 8,12).
Die 40 Flachkerzen ("Teelichter"), gleichmäßig über die Nord- und Südhälfte der Erdkugel verteilt (!), weisen darauf hin: Jede(r) von uns ist aufgerufen, dieses Licht im Sinne einer gerechten Verteilung der Lebenschancen auf unserer Erde Weiterzutragen: "Christus spricht: Ihr seid das Licht der Welt!" (Matthäus 5,14; Zur symbolischen Bedeutung der Zahl 40 vgl. u.a.: 40 Tage Sintflut - 1.Mose 7,4; 40 Jahre Wüstenwanderung Israels - 4.Mose 14,33; 40 Tage fastet Jesus in der Wüste - Matthäus 4,2; 40 Tage erscheint der Auferstandene seinen Jüngern - Apostelgeschichte 1,3).

Wer eine Kerze (Selbstkostenpreis -,25 Ct.) entzündet, ist um eine Spende gebeten, die z.Zt. dem internationalen Friedensdorf in Oberhausen zugute kommt. Dort werden Kinder aus Kriegs- und Katastrophengebieten in aller Welt ärztlich und psychotherapeutisch behandelt. Nach ihrer Genesung kehren sie in ihre Heimatländer zurück (s. Spendenbox im Kerzentisch!).

Bei der Einweihung des Friedensleuchter am 29.6.1993, dem 103. Geburtstag der Inselkirche, betonte Pastor Gunter Odrich aus Polditz in seinem Grußwort u.a.: Nur weil die Erde sich bewegt, können wir auf ihr leben; denn diese Bewegung sorgt für den Rhythmus von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Arbeit und Freizeit. Auch Ruhe und Urlaub verdanken wir dieser Bewegung, die sich in der leichten Vibration des Leuchters mitteilt, wenn man eine Kerze entzündet. Gleichzeitig mahnt uns dieses leichte Zittern, sensibel und behutsam mit der Erde umzugehen und die eigene Kraft und Neugier nicht zum Maßstab unseres Tuns zu machen ("Manche Menschen gehen mit der Erde um, als hätten sie eine zweite im Keller"!).

"Die Kerze brennt nicht aus sich selbst, sie wird entzündet". Und: "Die Kerze verzehrt sich in ihrer Bestimmung und wird unaufhaltsam zu Licht und Glut" (Maria Pfister). Mit einer Kerze betet sich's nicht nur leichter; man kann auch, eine Kerze vor Augen, konzentrierter über sich und andere nachdenken. Dazu möchte unser Friedensleuchter möglichst viele Besucherinnen und Besucher der Inselkirche einladen.

Das Kruzifix

Das Kruzifix hat seinen Platz über der Kanzel der Inselkirche erst vor einigen Jahren gefunden. Der Corpus wurde von Tisa von der Schulenburg (Schwester Paula) aus Dorsten gestaltet. Die Schriftstellerin Rebecca Lutter, die seit Jahren Langeoog zu ihrer Wahlheimat gemacht hat, schenkte der Kirchengemeinde die Figur aus Freude über die gelungene Renovierung der Inselkirche in den Jahren 1988 bis 90. Auf Anregung der Bildhauerin wurde der Corpus an einem Holzkreuz befestigt, das sich aus zwei vom Meer zurechtgeschliffenen Treibhölzern zusammensetzt.

Nach Auffassung der Stifterin hat Schwester Paula bei der Gestaltung dieses Werkes den leidenden Menschen unserer Tage vor Auge gehabt, nicht zuletzt den eigenen Bruder und Onkel, Fritz-Dietlof und Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, die beide im Zusammenhang mit dem Attantat auf Adolf Hitler Opfer der nationalsozialistischen Terrorjustiz wurden.
In seiner Endgestalt symbolisiert das Kruzifix also beides: das Leiden des Menschen, der - wie Jesus von Nazareth - Opfer von Ungerechtigkeit und Gewalt wird (Johannes 19), und das Leiden der Geschöpfe an ihrer Endlichkeit und Hinfälligkeit (Römer 8,20). Beides kann uns seit dem Tod von Golgatha nicht "scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn". (Römer 8, 39).

Die Orgel

 

Die Orgel wurde 1992 von der Orgelbaufirma Alfred Führer in Wilhelmshaven erbaut und ist das nunmehr vierte Instrument der Inselkirche.

Das Vorgängerinstrument von 1960 (Fa. Alfred Führer, 15/II/P) befindet sich heute in der kath. Kirche St. Dreifaltigkeit in Schortens).

Von 1929 - 1958 stand eine Orgel der Fa.Wetzel (12/II/P) in der Inselkirche. Diese Orgel kam leicht modifiziert in die St.-Anna-Kirche in Bochum.

Von 1891 bis zur Aufstellung der Wetzel-Orgel besaß die Inselkirche ein Positiv mit 5 Registern.

Die genauen Daten der Orgel in der Langeooger Inselkirche: Disposition(24/II/P)

Hauptwerk (C-g´´´):
Prinzipal 8´
Rohrflöte 8´
Oktave 4´
Gedacktfl. 4´
Oktave 2´
Cornett 4fach ab f°
Mixtur 4fach
Trompete 8´

Schwellwerk (C-g´´´):
Gedackt 8´
Gamba 8´
Vox celestes 2fach
Offenflöte 4´
Nasard 2 2/3´
Flageolet 2´
Terz 1 3/5´
Larigot 1 1/3´
Sifflet 1´
Oboe 8´

Pedal (C-f´):
Subbaß 16´
Oktave 8´
Gedackt 8´
Oktave 4´
Posaune 16´
Trompete 8´

Koppeln: II-I, I-P, II-P
2 Tremulanten

Foto: Maimaid

Die Glocken

Fünf Glocken hängen im Turm der Langeooger Inselkirche. Vier von ihnen bilden das sonntägliche Geläut und rufen in verschiedenen Kombinationen mehrmals am Tag zur Besinnung; die fünfte und zugleich älteste zeigt mittels eines kleinen Hammerwerks tagsüber an, was die Stunde geschlagen hat; und während der Gottesdienste dient sie als Vaterunserglocke, die nach uralter Klostertradition die Menschen, die nicht am Gottesdienst teilnehmen können, wenigstens zu ein paar Minuten der Stille ruft, um mit der Gemeinde drinnen das Vaterunser mitzubeten.
Das Geläut ist Stück für Stück mit der Inselkirche und ihrer Aufgabe mitgewachsen. In früheren Jahrhunderten gab es keine Glocke auf der Insel. Ein Mast, an dem eine Fahne hochgezogen wurde, zeigte den Insulanern den Beginn des Gottesdienstes an.

Erst die Inselkirche von 1890 wurde mit einer Glocke ausgestattet, die 1898 in Berlin-Zehlendorf gegosssen ist. Nach der großen Erweiterung der Kirche 1959/60 wurde auch das Geläut mehrstimmig: Zu dem Schlagton c'' trat ein d'' und ein f'', zusammen die Anfangstöne des gloria in excelsis. 1982 kam eine vierte, größere Glocke mit dem Ton a' hinzu. Seitdem lautet die Disposition auf das TeDeum-Motiv a-c-d-f. 1990 schließlich mußte die über 100jährige c-Glocke durch einen Neuguß ersetzt werden, weil sie zu reißen drohte. So kam die alte Glocke zu ihrem Sonderstatus.

Werktags läutet die f-Glocke um 8.oo Uhr, die d-Glock um 12.oo Uhr und die c-Glocke um 18.oo Uhr zum stillen Gebet. Die tiefe Glocke ruft zu einem Trauergottesdienst, die beiden mittleren zu einer Trauung und die beiden hellen zum Kindergottesdienst und zur Taufe.
Mehr zu den Langeooger Glocken, ihrer Entstehung und Gestaltung in "100 Jahre Inselkirche Langeoog - Wissenswertes, Hintergründiges und Vergnügliches aus Langeoogs Vergangenheit" S. 171 bis 182.

Kirchenbau

Die gegenwärtige Inselkirche ist, soweit wir wissen, die fünfte in der Geschichte. Sie ersetzte seit 1890 die sehr viel kleinere von 1859, die ca. 20 m südöstlich stand. Davor gab es seit der Weihnachtsflut von 1717, in deren Folge alle Bewohner Langeoog verließen, für mehr als 140 Jahre überhaupt keine Kirche auf der Insel. Die Vorgängerkirchen dürften, entsprechend der Armut der damaligen Bevölkerung, sehr bescheidene Bauwerke gewesen sein, die mit Sicherheit keinen Turm und vermutlich auch keine Orgel oder ähnliches besaßen, sondern wahrscheinlich wochentags als Schulraum dienten.

Die heutige Inselkirche verdankt ihre Entstehung der seit der Eröffnung des Loccumer Inselhospiz 1885 rasch steigenden Anzahl von Kurgästen auf Langeoog. Der Kurator des (evang.-luth.!) Klosters Loccum, der Jurist Dr. Friedrich Wilhelm Barkhausen, vereinbarte mit dem Langeooger Kirchenvorstand, auf den geplanten Ausbau der bestehenden Kirche von 1859 zu verzichten, und erbot sich, zusammen mit den vorhandenen Mitteln durch das Kloster eine neue Inselkirche bauen zu lassen. Diese wurde im Frühjahr 1890 fertig gestellt und am 29. Juni durch den damaligen Oberkonsistoral zu Hannover und Abt zu Loccum, D. Uhlhorn, eingeweiht. Der Turm der Inselkirche, die ursprünglich auf einer sonst unbebauten Düne errichtet wurde, war mit einer Höhe von ca. 24,50m weithin sichtbar. Heute wird die Sicht auf die Kirche durch die hohen Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft zumindest von der Hauptstraße und der Kirchstraße stark eingeschränkt.

Bei der Bauweise hatten die ortsfremden Baumeister offenbar die klimatischen Verhältnisse auf der Insel nur unzureichend berücksichtigt. Jedenfalls kam es schon sehr früh zu Feuchtigkeitsschäden, die immer wieder nur notdürftig behoben wurden. Nach dem 2. Weltkrieg, in dessen Verlauf nichts für den Erhalt der Kirche getan werden konnte, wurde aus einer anfangs geplanten Renovierung mit Blick auf die rasch steigende Zahl der Bewohner wie der Urlauber eine Erweiterung der Kirche auf die doppelte Sitzplatzzahl. Die begrenzten Mittel in Verbindung mit dem Zeitgeist führten allerdings dazu, dass auf eine Restaurierung der historischen Elemente konsequent verzichtet wurde und der ältere Teil durch oberflächliche Reparaturen dem Anbau aus Betonbau teilen angepaßt wurde.

Anfang der achtziger Jahre waren die Schäden dann so unübersehbar geworden, dass an eine gründliche Reparatur gedacht werden musste. Dem Kirchenvorstand gelang es, in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Architekten der Landeskirche, Horst Wetzel, aus der genehmigten Reparatur Stück für Stück eine grundlegende Renovierung zu machen. Am Ende stand im Jahre 1990 eine Inselkirche, die trotz des durch die Erweiterung verloren gegangenen goldenen Schnitts der Abmessungen den ursprünglichen Gesamteindruck der Kirche wieder herstellte. Altar, Kanzel und Lesepult wurden entsprechend alten Fotos - die gesamten Unterlagen über die Kirche von 1890 sind vermutlich im 2. Weltkrieg während eines Luftangriffs auf Hannover vernichtet worden - fachgerecht nachgebildet, die Empore als Bindeglied zwischen altem (1890) und neuem Bauteil (1958) neu konzipiert. Eine neue Orgel aus der Werkstatt von Alfred Führer ersetzte das kleinere Vorgängerinstrument, das an die kath. Gemeinde in Schortens verkauft werden konnte. Die Spende einer neuen Glocke ergänzte und vervollständigte das Geläut.

Mit ihren knapp 400 Sitzplätzen kann die Langeooger Inselkirche an vielen Sonn- und Festtagen des Jahres der Zahl der Besucher allerdings nur dadurch gerecht werden, dass zwei Gottesdienste nacheinander gehalten werden. Außerdem bietet die Kirchengemeinde zusätzliche Gottesdienste an Wochentagen an.

Weitere Einzelheiten zur Langeooger Inselkirche und zahlreiche Detailfotos in "100 Jahre Inselkirche Langeoog..."

Beiboot

Das ‚Beiboot' ist das jüngste Kind in der Familie der kirchlichen Gebäude auf Langeoog. Als ‚Haus für Gemeinde- und Urlauberarbeit' wurde es 1996 erreichtet, um der Kirchengemeinde neben der Inselkirche auch ‚weltliche' Räume für Veranstaltungen im Rahmen der Kurseelsorge bereitzustellen. Durch seine Lage direkt an der Hauptstraße, der kürzesten Verbindung zwischen Inselbahnhof und Strand, und durch seine lichte, einladende Bauweise bietet sich das Beiboot Einheimischen und Gästen für vielfältige Gruppenveranstaltungen an.

 

  • Im Foyer ist die Vertrauensbibliothek untergebracht und ganztägig für Interessierte zugänglich. Außerdem können sich BesucherInnen hier über das Veranstaltungsangebot der Kirchengemeinde informieren. Eine Vitrine gibt einen Einblick in das Warenangebot des Eine-Welt-Ladens.

  • Das ganze Gebäude ist behindertengerecht gebaut: die Eingangstür verfügt über einen elektrischen Öffner. Innerhalb des Gebäudes befördert ein Lift vom Parterre ins Kellergeschoß (Toilettenanlagen) und ins Obergeschoß (Gruppenräume).
  • Im Erdgeschoß befindet sich der (kleinere) Erkersaal und der (größere) Terrassensaal, die sich durch eine Faltwand zu einem großen Veranstaltungsraum zusammenfügen lassen. Hier probt z.B. die Insel- und Gästekantorei, im Sommer treffen sich hier an manchen Sonntagen die Gottesdienstbesucher zum Predigtnachgespräch. Die ökumen. Vortragsreihe wird in der Regel, soweit die Ev.-luth. Kirchengemeinde zuständig ist, hier veranstaltet und im Winter haben die Langeooger Senioren hier ihre Zusammenkünfte.
  • Ebenfalls auf dieser Ebene befindet sich die Teeküche sowie ein behindertengerechtes WC.
  • Im ersten Stock erreicht man rechts einen Sitzungsraum, der Platz für kleine Gruppen und für Seelsorgegespräche bietet. Linker Hand vom Treppenaufgang ist der Unterrichtsraum für die (Vor-)Konfirmanden untergebracht. 
  • Schließlich gibt es hier oben noch den Atelierraum, der z.B. dem Kindergottesdienst der Insulanerkinder Heimstatt gewährt.

Zum Inventar des Hauses gehören entsprechend heute üblichem Standard ein Klavier, eine Sprech- und Musikanlage, Dia- und Filmprojektor, Videoanlage, Overheadprojektor und Flipchart.. Mit Rücksicht auf die Gesundheit der BesucherInnen hat der Kirchenvorstand das gesamte Haus zur Nichtraucherzone erklärt.

Im Rahmen der Verfügbarkeit können Gemeindeglieder einzelne Räume auch für private Feiern (runde Geburtstage, Teetafeln nach Beerdigungen u.ä.) gegen eine entsprechende Gebühr reservieren. Es wird allerdings erwartet, dass dabei keine Arbeitszeit der MitarbeiterInnen in Anspruch genommen wird und die Räume hinterher wieder so zurückgegeben werden, wie man sie vorgefunden hat. Hunde müssen draußen bleiben.

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